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er Passierschein war ein bilateraler, mehrsprachiger Ausweis, der eingeführt wurde, um das Leben an der Grenze zu erleichtern. Er erlaubte seinen Inhabern eine grenzüberschreitende Mobilität. Nach dem Zweiten Weltkrieg waren die Staatsgrenzen fast hermetisch abgeriegelt.
Nur Bewohner, die auf der anderen Seite Eigentum besaßen oder in einer 100-Meter-Zone entlang der Grenze lebten, durften diese überqueren. Bereits Mitte der 1950er Jahre wurde das Recht auf dieses persönliche Dokument in den österreichisch-italienisch-jugoslawischen Grenzgebieten auf die Bevölkerung ausgeweitet, die innerhalb eines 10-Kilometer-Bereichs lebte, und später erneut erweitert. Es wurden eigens Grenzübergänge der „zweiten Kategorie“ geschaffen, die nur für die Inhaber des Passierscheins galten. Jugoslawische Visa wurden nach und nach abgeschafft, sodass die grenzüberschreitende Mobilität für viele Bewohner der Grenzgebiete zum Alltag und zur regelmäßigen Praxis wurde. Diese gesteigerte Mobilität begünstigte eine Integration, die weit über einen schmalen Grenzstreifen hinausging. Erst mit der Einführung des grenzfreien Schengen-Raums wurde der Passierschein überflüssig. Ob er wieder eingeführt wird?
Austausch von Neujahrsgrüßen an einem italienisch-jugoslawischen Grenzübergang in Fernetiči/Fernetti im Jahr 1956. Eine Reihe internationaler und bilateraler Nachkriegsabkommen machte aus einem Grenzübergang einen Kontaktpunkt und Mikrokosmos grenzüberschreitender Praktiken.
Aus Jugoslawien fuhren viele Einwohner gerne nach Italien, um Kaffee, Kleidung, Haushaltsgeräte oder Spielzeug zu kaufen. Billiger Alkohol, Tabak, Fleisch und Milchprodukte, Restaurants, Bars, Urlaubsorte und Benzin zogen wiederum italienische Kunden an. Das Bild zeigt eine Szene an der Tankstelle in Krvavi potok in der Nähe von Kozina während des Kriegs um die Unabhängigkeit Sloweniens im Jahr 1991.