Marco Abram

BERGWANDERN

Alpinismus und Bergwandern

B

erge sind oft als naturgegebene Staatsgrenzen dargestellt worden und dienten als Terrain für rivalisierende Bergsteigerpraktiken, die darauf abzielten, Nationalflaggen auf Gipfeln zu platzieren. Im Laufe seiner Geschichte hat das Bergsteigen aber auch Menschen aus verschiedenen Ländern zusammengebracht – die internationalen Bergsteigerorganisationen wurden in der Zwischenkriegszeit gegründet –, in Konfliktzeiten jedoch wurde dies weitgehend erschwert. Nach dem Krieg wurden die Berggrenzen streng bewacht. In den 1960er Jahren begannen Vertreter einiger wichtiger Alpenvereine aus Friaul-Julisch Venetien, Slowenien und Kärnten, nicht zuletzt aufgrund des Interesses an der Entwicklung des Tourismus, die grenzüberwindenden Traditionen der „Bergsteigerfreundschaft“ wiederzubeleben und ins öffentliche Bewusstsein zu rücken.

Ab 1965 organisierten sie jährliche „Convegni Alpi Giulie/Srečanje treh dežel/Dreiländertreffen“. Trotz zahlreicher Schwierigkeiten und Missverständnisse arbeiteten sie zusammen, um Gegenseitigkeitsvereinbarungen in Berghütten (Vorzugsbehandlung für Vereinsmitglieder in den Hütten der anderen Länder) zu erreichen, die Grenzen in den Bergen durchlässiger zu machen und die Umwelt gemeinsam zu schützen. Es wurden mehrere Initiativen ins Leben gerufen, um Bergsteiger und Wanderer zu ermutigen, die Berge über die Grenzen hinweg zu erkunden. Im Rahmen dieser grenzüberschreitenden Zusammenarbeit wurden Berge weniger als zu verteidigende Barrieren, denn als Orte des Austauschs und der Begegnung begriffen.

Menschen

Menschen

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Persönliche Beziehungen zwischen Bergsteigern der angrenzenden drei Länder waren für die Förderung der Zusammenarbeit von entscheidender Bedeutung. Diesen Brief schickte 1967 ein Vorstandsmitglied des italienischen Alpenvereins in Gorizia an ein Vorstandsmitglied des slowenischen Alpenvereins. Darin hob er die Werte der transnationalen und grenzüberschreitenden Freundschaft unter Bergsteigern hervor.

© Arhiv Republike Slovenije

Orte

Orte

Seit 1980 wird jedes Jahr auf dem Berg Forno/Peč/Dreiländereck das Freundschaftsfest organisiert. Tausende von Teilnehmenden kommen zu diesem Anlass zum Grenzübergang zwischen Italien, Jugoslawien (heute Slowenien) und Österreich. Die Initiative wird bis heute fortgesetzt.

© Planinski vestnik, Franc Ekar
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Praktiken

Praktiken

Die 1972 ins Leben gerufene Initiative „Friendship Peaks/Pot prijateljstva/Wege der Freundschaft“ förderte die Besteigung der 30 wichtigsten Gipfel zwischen Friaul-Julisch Venetien, Slowenien und Kärnten. Die Initiative war ein großer Erfolg. Bis 1990 wurden mehr als 10.000 dreisprachige Routenführer verkauft.

© CAI - Sezione di Gorizia; Planinska Zveza Slovenije; ÖAV - Sektionenverband Kärnten; aufbewahrt vom Museo Storico Italiano della Guerra
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OPEN BORDERS: Cold War Europe Beyond Borders. A Transnational History of Cross-Border Practices in the Alps-Adriatic area from World War II to the present
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